Fritz-Bauer-Gesamtschule

Holocaustgedenktag

Am 27. Januar ist Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust und wie jedes Jahr wurde an der Fritz-Bauer-Gesamtschule an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. In der Schulwoche vor dem Gedenktag wurde im GL-Unterricht aller Jahrgangsstufen zum Thema gearbeitet. Am Donnerstag fanden außerdem zwei ganz besondere Begegnungen an der FBG statt, die den teilnehmenden Jugendlichen noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Zum einen hatte der ev. Religionskurs des 8. Jahrgangs unter der Leitung unserer Referendarin Julia Schuhmacher und unseres Schulsozialarbeiters Daniel Mogwitz die Möglichkeit, mit Steve vom Projekt Meet a Jew ins Gespräch über das Judentum zu kommen und ihm persönliche Fragen zu der Bedeutung des Judentums in seinem Alltag und seiner persönlichen Perspektive auf die Geschichte und die Gegenwart des Judentums zu stellen, die er sehr offen und ausführlich beantwortete.

Schulleiterin Stephani Overhage begrüßte Steve herzlich an unserer Schule und betonte, die Teilnahme an einem Treffen mit Meet a Jew ermögliche den Teilnehmenden einen Blick über den Tellerrand und sei sehr wertvoll für unsere Schülerschaft. Meet a Jew ist ein Projekt des Zentralrats der Juden, das durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert wird und Begegnungen mit Ehrenamtlichen, die einen persönlichen Einblick in die Vielfalt des jüdischen Lebens in Deutschland geben, sowie den direkten Austausch miteinander ermöglicht. Wir hoffen, dass viele weitere solcher Begegnungen folgen werden. Frau Schuhmachers Religionskurs sprach sich klar dafür aus, dies weiteren Gruppen zu ermöglichen und nahm viele neue Eindrücke vom Judentum mit.

Zeitgleich fand ein durch Yad Vashem organisiertes Zeitzeugengespräch mit Prof. Aharon Barak auf Englisch statt. Prof. Aharon Barak überlebte als jüdisches Kind in Litauen den Holocaust, flüchtete nach Palästina und machte in Israel eine beeindruckende Karriere als Jurist. Von 1995 bis 2006 war er Präsident des obersten Gerichtes in Israel. Prof. Baraks beeindruckende Lebensgeschichte war per Videokonferenz an acht deutschen Partnerschulen von Yad Vashem für die Teilnehmenden zum Greifen nah. So entstand eine virtuelle Verbindung zwischen unserem Raum B.204 und seinem heutigen Zuhause in Israel und zwischen den Erfahrungen von Prof. Barak und der Lebenswelt der Schüler*innen der Q1 und Q2 der FBG.

Die im Vorfeld gesammelten Fragen der Teilnehmenden wurden im Gespräch ausführlich und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen beantwortet. So fasste Prof. Barak seine Zeit im Ghetto in Kovno mit dem eindrücklichen Satz zusammen: „Wir waren lebende Tote, die versuchten, sich ihre Menschlichkeit irgendwie zu bewahren.“ Dabei reichte die Bandbreite des Gesprächs von seinen Schilderungen des Grauens der NS-Verbrechen bis hin zu Anekdoten, wie er sich weigerte, im Versteck auf Wunsch der Mutter Latein zu lernen, obwohl er dies als Jurist später gut hätte gebrauchen können.

Und so verband sich in Prof. Baraks Antworten das Grauen mit dem Alltäglichen und das Schreckliche mit der Hoffnung, die an vielen Stellen des Gespräches zu spüren war. Die Hoffnung darauf, wachsam zu sein und sein eigenes Handeln stets ehrlich zu hinterfragen. Seine zentrale Botschaft am Schluss des Gespräches lautete: „Wenn so etwas wie der Holocaust in Deutschland passieren konnte, dann kann es überall jederzeit passieren!“ Es könne wieder passieren und wenn man sich in der Welt umschaue, dann passiere so viel Schreckliches: Es sei wichtig, wachsam zu sein und so etwas nicht zuzulassen. Die Teilnehmenden zeigten sich tief beeindruckt und berührt von dieser einmaligen Begegnung. Prof. Barak seinerseits  bedankte sich bei den Schüler*innen für ihre Zeit und betonte, dass er wisse, dass die Jugendlichen ihre eigenen Sorgen hätten und er es sehr schätze, dass sie sich mit dem Thema beschäftigten.

Tief beeindruckt von diesen Begegnungen gab es am Freitag die Möglichkeit, sich im Foyer über das Massaker im Juni 1941 in Bialystock als einen Ausschnitt der NS-Verbrechen zu informieren. Der Leistungskurs Geschichte des didaktischen Leiters Herrn Clémeur stellte dort im Rahmen einer kleinen Ausstellung das Leben vor dem deutschen Überfall, die Ereignisse beim Massaker selbst und schließlich die Zeit nach 1945 dar: Was ist aus den Beteiligten (Opfern und Tätern) geworden? Dabei lag das übergeordnete Ziel neben der historischen Einordnung und Dokumentation darin, über Handlungsoptionen der Beteiligten nachzudenken und Alternativen zu diskutieren. Für die Schüler*innen ergab sich folglich auch hier wieder die Möglichkeit – im Sinne der Zukunftsfähigkeit durch den Geschichtsunterricht – so aus der Behandlung der Vergangenheit mögliche Verhaltensstrategien für die Zukunft zu entwickeln.

Für alle, die weniger in diese drei Angebote zum 27.01. einbezogen waren, bot die kleine Gedenkstelle im Foyer eine Möglichkeit zum Innehalten und sich daran zu erinnern, dass wir der Vergangenheit gedenken, um die Gegenwart im Hinblick auf eine bessere Zukunft als respektvolles Zusammenleben zu gestalten.