Wer war Fritz Bauer?
Zur Biografie
Fritz Bauer wurde 1903 in Stuttgart als Sohn jüdischer Eltern geboren. Nach der Schulzeit studierte er Jura und Wirtschaftswissenschaften in Heidelberg, München und Tübingen. Im Jahr 1930 wurde er Amtsrichter in Stuttgart.
Im Jahr 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland. Wenig später wurde Fritz Bauer verhaftet, in das Konzentrationslager Heuberg gebracht und später aus dem Justizdienst entlassen. Die Gründe hierfür waren sein Einsatz für die Demokratie sowie seine Kontakte zur SPD.
Im Jahr 1936 emigrierte Bauer nach Dänemark, später nach Schweden. Erst einige Jahre nach dem Krieg - im Jahr 1949 - kehrte Fritz Bauer nach Deutschland zurück. 1950 wurde er zum Generalstaatsanwalt in Braunschweig ernannt. Mit dieser Tätigkeit begann seine Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Unrechtsstaat.
Fritz Bauer starb im Jahr 1968.
Der Weg zum Namen „Fritz-Bauer-Gesamtschule“
Die Genese des Schulnamens
Einen Namen für eine Schule zu finden, ist keine einfache Aufgabe. Einen Namen zu finden, der den Ideen, Idealen und programmatischen Grundsätzen der Schule entspricht. Einen Namen zu finden, mit dem sich alle am Schulleben Beteiligten identifizieren können.
Dieser Herausforderung haben wir uns gestellt: Über ein Jahr lang haben Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern Ideen gesammelt und diskutiert. Schließlich wurde ein Gremium gebildet, das drei Vorschläge auswählen und der Schulkonferenz vorstellen sollte. Nach der intensiven Beschäftigung mit dem Leben und Wirken der Persönlichkeiten fiel die Wahl auf die Namen Fritz Bauer, Hilde Domin und Mark Chagall. Die Schulkonferenz entschied sich letzten Endes für Fritz Bauer und schlug den städtischen Gremien die gewählten Namen in der oben genannten Reihenfolge vor. Am 12.05.2017 stimmen die städtischen Gremien nahezu einstimmig für den Namen „Fritz-BauerGesamtschule“ und die Gesamtschule der Stadt Sankt Augustin wird zum 01.08.2017 zur ersten „Fritz-Bauer-Gesamtschule“ in Deutschland.
Fritz Bauer als Namensgeber – Stimmen aus Schule und Presse
Der Schülersprecher Nils Pätzold findet:
„Der Name „Fritz-Bauer-Gesamtschule“ passt eins zu eins zu unserer Schule. Und das Beste ist: Wir Schülerinnen und Schüler haben mit unserem Engagement als „Schule ohne Rassismus“ und „Schule der Zukunft“ selbst die Weichen dafür gestellt!“
Der didaktische Leiter Alexander Clémeur begründet:
„Wenn ich mein Dienstzimmer verlasse, betrete ich feindliches Ausland.“ „Dieses Zitat Fritz Bauers belegt sein unermüdliches Streben, dem Ungeist mit Zivilcourage, Mut und Konsequenz entgegenzutreten. Trotz der vielen Hindernisse, auch aus eigenen Reihen, ist er immer für eine freiheitliche, demokratische und liberale Gesellschaft eingetreten.“
Die Schulleiterin Stephani Overhage erklärt im Gespräch mit dem Generalanzeiger:
„Die Biographie und das Wirken Fritz Bauers passen sehr gut zum Konzept der Gesamtschule. Von Beginn an hat unsere Schule immer den Aspekt der Holocaust-Didaktik im Blick gehabt. Zudem sind wir „Schule ohne Rassismus“ und haben seit 2014 einen Austausch mit Israel. Das Thema schwingt also immer mit. Für uns war auch ein wichtiger Punkt, dass Bauer als Jurist immer für Gerechtigkeit eintrat und nicht fachgebunden ist.“ (Vgl. Generalanzeiger 30.03.2017)
Das NS-Dokumentationszentrum EL-DE Haus in Köln kündigt eine Ausstellung zu Fritz Bauer wie folgt an:
„Fritz Bauer gehört zu den juristisch einflussreichsten jüdischen Remigranten im Nachkriegsdeutschland. Als hessischer
Generalstaatsanwalt, der den Frankfurter Auschwitz-Prozess auf den Weg brachte, hat er bundesrepublikanische Geschichte geschrieben. Bauers Leben blieb nicht unberührt von den Verwerfungen des 20. Jahrhunderts. […] Als Jude blieb Fritz Bauer vom Antisemitismus nicht verschont. Als Sozialdemokrat glaubte er dennoch an den Fortschritt, dann trieben ihn die Nationalsozialisten für 13 Jahre ins Exil. Als Generalstaatsanwalt hat er das überkommene Bild dieses Amtes revolutioniert. Nicht der Gehorsam der Bürger gegenüber dem Staat stand im Vordergrund. Bauer verstand sich stets als Vertreter der Menschenwürde vor allem auch gegen staatliche Gewalt – ein großer Schritt auf dem Weg der Demokratisierung in der frühen Bundesrepublik.“ www.kunst-und-kultur.de
Fritz-Bauer-Gesamtschule – Das sind wir!
Weil…
- sein Wirken auf die Zukunft gerichtet war, auf die Veränderung der Gesellschaft, den verantwortungsvollen Umgang mit der Vergangenheit, für eine bessere Zukunft. Und wir sind als „Schule der Zukunft“ ausgezeichnet worden.
- „Erinnern für die Zukunft“ sein Credo hätte sein können. In diesem Sinne spiegelt sich sein Wirken im Schwerpunkt Holocausterziehung unseres Schulprogramms wieder.
- wir „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sind. Fritz Bauer ist ein Vorbild dafür, dass es immer Handlungsmöglichkeiten gibt, sich gegen Unrecht aufzulehnen. Es lohnt sich, mit Wissen, Mut und Zivilcourage für ein friedliches Miteinander einzustehen.
- wir Demokratie leben. In unseren Teamsitzungen, im Klassenrat und in einer aktiven Schülervertretung haben alle Mitglieder der Schulgemeinschaft die Möglichkeit, das Schulleben mitzugestalten.
- seine Hoffnung immer der Jugend galt und er deshalb eine Identifikationsfigur für unsere Schülerinnen und Schüler sein kann.
- der Name „Fritz-Bauer-Gesamtschule“ das Leitbild der Schule und deren programmatische Säulen nach außen tragen kann.